Meine Fahrradweltreise

WEITER GEHT´S GEN OSTEN

So, seit einer Woche bin ich jetzt schon wieder unterwegs. Nachdem ich in Österreich alle Sachen erledigt habe, die zu erledigen waren (Freunde treffen – das war sehr nett und lustig/ notwendige Impfungen – 7 Stiche innerhalb von 1 Woche – das war weniger lustig und vor allem ziemlich kostspielig/ Reiseversicherung abschliessen – das war mit ein paar Klicks erledigt/ Service für das Rad). Zwischendurch ein paar Berg- und Radltouren, damit ich in Form bleibe und gewappnet bin für die bevorstehende Etappe. 

Dann wurden die Radtaschen wieder gepackt – zusätzlich zu den beiden 24l Hinterradtaschen, die ich bereits in Italien verwendet habe, kommt nun noch eine 24l Rack Pack Tasche (robust und wasserdicht), die ich ebenfalls am Gepäcksträger mit Spannbändern befestigen kann. Die zusätzliche Tasche brauche ich für die Campingausrüstung, die ich nun auch dabei habe (Zelt, Schlafsack, Matte, Kocher, Kartusche, Geschirr) – es hat alles wunderbar reingepasst. Außerdem habe ich am Lenker eine kleine Tasche für das ganze Krimskrams, das man immer schnell bei der Hand haben soll.

Bepackt mit ca. 20kg ging es am 29.4. los von Graz – es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich mich an das zusätzliche Gewicht gewöhnt hatte. Die 1. Tapesetappe führte mich die Mur entlang nach Bad Radkersburg, wo ich mir noch einmal einen steirischen Backhendlsalat gönnte (in dieser Form werde ich ihn so schnell nicht wieder bekommen).

Im Gasthaus wurde ich von einer Herrenrunde angesprochen, die mein voll bepacktes Rad gesehen haben. Was ich denn vor hätte, wollten sie wissen. Einmal um die Welt, habe ich geantwortet. Was – ohne Motor und allein? Einen Motor brauch ich nicht – hab ja eh Muskeln. Einer der Männer hat gemeint, dass er bis 9. Mai Urlaub hat und mich begleiten könnte. Bis 9. Mai werden wir die Welt nicht ganz schaffen, habe ich geantwortet. So haben wir herumgeblödelt und viel gelacht.

Am nächsten Tag ging es über die Mur nach Slowenien und nach ca. 35km über einen einsam gelegenen Grenzübergang an einer Nebenstraße (der Pass wurde kontrolliert) weiter nach Kroatien. Dort waren auch ein paar Höhenmeter zu überwinden und ich war gezwungen, das Rad zu schieben, weil es ziemlich steil war. Auch dabei habe ich das zusätzliche Gewicht stark gespürt – bei dem steilen Anstieg war es wirklich anstrengend, das Rad über den Berg zu schieben/ziehen. 

Ab dem 3. Tag wurde es dann sehr angenehm und beschaulich – alles eben, Sonnenschein den ganzen Tag und kein Wind. Ich radelte die meiste Zeit über wenig befahrene Nebenstraßen, passierte immer wieder kleine Ortschaften, wo man Störche auf den Laternenmasten beim Brüten beobachten konnte bzw. ihr lautes Klappern hörte. In einem Dorf stellte ich mein Rad vor dem „Mini-Market“ ab, um schnell Obst einzukaufen. Als ich aus dem Geschäft raus kam, stand ein altes, schwarz gekleidetes Mütterchen (mit Kopftuch) vor meinem voll bepackten Rad, kicherte und murmelte etwas auf Kroatisch. Ich hab sie nicht verstanden, nehme aber an, dass sie sich gewundert hat, was ich mit dem Rad vorhabe. Dann hat sie sich auf ein uraltes Waffenrad geschwungen und ist weggefahren.

Für mich ging es dann weiter die Mur entlang nach Slawonien durch bäuerlich geprägte Landschaft. In den Ortschaften sind mir erstmals langgezogene, schmale Speicher aufgefallen. Bei jedem landwirtschaftlichen Anwesen stand so ein Speicher.  Wie sich dann rausstellte, werden darin Maiskolben aufbewahrt. Ca. 100km weiter waren diese Speicher dann wieder verschwunden, dafür gab es dann was für die Nase. Schon von weitem zu riechen: Kamille. Überall Kamillefelder – es war ein unglaubliches Duftmeer. Kroatien ist ein wichtiger Lieferant für die Kräuter- und Pharmaindustrie.

In der Nähe von Legrad mündet die Mur in die Drau, d.h. mein weiterer Weg führte mich dann die Drau entlang. Alles sehr idyllisch, auf Nebenstraßen mit wenig Verkehr. In manchen Ortschaften gibt es zwar lästige Hunde, aber nicht so schlimm wie in Italien. Auch hier sieht man neben der Fahrbahn zeitweise achtlos weggeworfene leere Getränkedosen und Zigarettenpackungen, aber harmlos im Vergleich zu Italien.

Von Zeit zu Zeit passierte ich auch eher ärmliche Siedlungen mit Schotterstraßen – sehr unangenehm zu befahren. Zwischen diesen eher einfachen, baufälligen Häusern steht dann manchmal  hingeklotzt ein Bauwerk, mit dem ein Neureicher seinen Traum vom eigenen Schloß realisieren wollte. Mit Türmchen, Erkern, fetten Säulen und das Ganze in grell gelb/pink/orange. Da haut‘s einem die Augen raus!!

Gestern habe ich nach 430 km und 7 Radlertagen Osijek (4.größte Stadt Kroatiens, 120k Einwohner) erreicht. Osijek wurde während des Jugoslawienkriegs (1991-95) heftig umkämpft – man sieht auch jetzt bei manchen Häusern noch Einschusslöcher.

Osijek ist bekannt für seine schönen sezessionistischen Gebäude, für guten Wein und Bier und für sein gutes Radwegnetz. Es sind auch sehr viele Personen mit dem Rad unterwegs. Ich habe heute Vormittag im Kaffeehaus am Markt meinen Espresso genossen, während an den Nebentischen bereits Cevapcici, serviert in Fladenbrot mit Zwiebeln und Ajvar verspeist wurden. Und dazu ein Pivo.

Morgen geht es weiter Richtung Donau und in einer Woche bin ich bereits auf der Fähre von Burgas (BG) nach Batumi (Georgien).

 

Abfahrt aus dem heimatlichen Schloss
Am Murradweg
An der Mur in Kroatien
Maisspeicher
Mein Nachtquartier in Molve/Drau
Schloss von Suhopolje / mein Nachtquartier
Suhopolje
Bike Self Service Box
Schloss Mailath in Donji Miholac
Park von Schloss Mailath/ Donji Miholac
Donji Miholac
Kamillefeld
Osijek
Osijek
Osijek
Osijek
Osijek
Osijek